Historische Routen:  Postkutschen 

Altötting Kirchham - Tutting Malching Ering am Inn Prienbach am Inn Braunau am Inn Simbach am Inn Marktl Neuötting


Als auf staubigen Straßen noch das Posthorn erklang!

Unterwegs auf alten Postrouten finden sich in der Region Unterer Inn noch immer Spuren längst vergangener Zeiten. Damals, als zahlreiche Postkutschen regelmäßig auf holprigen Straßen fuhren und ihre Fahrgäste ordentlich durchschüttelten, entstanden an den Haltestationen auch sogenannte Postwirtshäuser. Dort wurden nicht nur Übernachtungsmöglichkeiten angeboten und für das leibliche Wohl der Fahrgäste gesorgt, sondern auch Stallungen zur Aufnahme der Pferde zur Verfügung gestellt. Viele dieser Postwirtshäuser sind bis heute erhalten geblieben und repräsentieren somit ein Stück lebendiger Postgeschichte.

Beginnen wir also unsere Spurensuche auf der alten Postroute München - Wien in ...

Neuötting

Gasthof Post in Neuötting

Der historische Stadtplatz in Neuötting bietet seinen Gästen als besondere Sehenswürdigkeit die majestätische, spätgotische Stadtpfarrkirche St. Nikolaus, wegen ihrer Größe auch „Dom des Inntales“ genannt. Nur wenige Schritte weiter finden sich auch die ersten postgeschichtlichen Spuren. Auf einer alten Ansichtskarte aus dem Jahr 1913 ist am oberen Stadtplatz, Ludwigstraße Nr. 46, noch ein Wirtshaus mit der Bezeichnung „Gasthaus zur Post“ zu sehen. Ab wann dort ein Postwirtshaus betrieben wurde, ließ sich leider nicht mehr feststellen. Heute sind in diesem Gebäude verschiedene Geschäftslokale untergebracht. Als Besonderheit sei an dieser Stelle auf die schmalspurige Dampfstraßenbahn Neuötting – Altötting, imVolksmund „Bockerl“ genannt, hingewiesen, die ab dem Tag ihrer Inbetriebnahme im August 1906 bis zu ihrer Einstellung im März 1930 auch regelmäßig zur Postbeförderung eingesetzt wurde.

Wir verlassen den Stadtplatzin östlicher Richtung durchdas sogenannte Burghauser Tor und folgen der Altöttinger Straße in Richtung

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Altötting


"Hotel zur Post" in Altötting

In Altötting gab es bereits, direkt an der kaiserlichen Poststraße, ein Wirtshaus mit Nebenräumen und Stallungen zur Unterbringung von Pferden. Es war also bestens dafür geeignet, um in ein Postwirtshaus umgewandelt zu werden. Der Name des Gasthofes „Alte Post“ in der Mühldorfer Straße 17 erinnert bis heute an die alte Zeit, als noch das Posthorn ertönte. Im späten 18. Jahrhundert wurde die Posthalterei auf die Hoftaverneam Kapellplatz, dem heutigen „Hotel Zur Post“, verlagert. Der Kapellplatz mit den eindrucksvollen Kirchenbauten und der Gnadenkapelle ist das Herz des Marien-Wallfahrtsortes und begeistert Jung und Alt durch seine ganz besondere Ausstrahlung. Schon viele bekannte Persönlichkeiten kamen auf ihren Reisen durch den beliebten Pilgerort. So folgte Papst Pius VI. im Jahre 1782 der Einladung des bayerischen Kurfürsten Karl Theodor und reiste auf der alten Postroute von Wien nach München. Am 25. April 1782 kam der Papst gegen fünf Uhr abends in Altötting an, wo er mit seinem Gefolge zunächst die Gnadenkapelle besuchte. Im Anschluss begab sich Seine Heiligkeit mit Begleitung in die Stiftskirche. Nachdem er der riesigen Menschenmenge, die sich auf dem Kapellplatz eingefunden hatte, dreimal den Segen erteilt hatte, übernachtete Papst Pius VI. im vorbereiteten Zimmer der Stiftspropstei (heute Max-Keller-Schule – Berufsfachschule für Musik). Am 26. April früh morgens suchte er die Gnadenkapelle auf und nahm dort an der Hl. Messe teil, bevor er mit seinem Gefolge die Weiterreise nach München antrat.

Im November 1766 machte auch die Familie Mozart bei ihrer Heimreise mit der Postkutsche von München nach Salzburg in Altötting Halt; Altenötting, wie es in einem Brief von Leopold Mozart anno 1766 bezeichnet wird. Dass solche Postkutschenfahrten alles andere als ein Vergnügen waren, erfahren wir aus einer späteren Beschreibung von Wolfgang Amadeus Mozart aus dem Jahre 1780: „Dieser Wagen stößt einem doch die Seele heraus! Und die Sitze hart wie Stein! Zwei ganze Posten fuhr ich auf den Polster gestützt und den Hintern in den Lüften haltend! Er war ganz schwielig und vermutlich feuerrot.“

Gleich zwei Päpste haben postgeschichtlich eine Verbindung zu ...

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Marktl am Inn

Papstsäule in Marktl am Inn

Das alte Postwirtshaus in Marktl am Inn ist auch heute noch leicht zu finden. Die Poststraße führt direkt zum gegenwärtig nicht mehr bewirtschafteten Gasthof „Alte Post“. Diesem schräg gegenüber befindet sich ein stattliches Anwesen auf dem Marktplatz 11. Anno 1750 bewohnte ein gewisser Rieder Adam, seines Zeichens Weinwirt und Posthalter, das Haus. Am 16. April 1927 erblickte hier im Obergeschoss Josef Ratzinger, besser bekannt als Papst Benedikt XVI., das Licht der Welt.

Im April 1782 kam Papst Pius VI. bei seiner Reise auf der alten Postroute von Wien nach München auch in Marktl vorbei. An die damalige Poststation erging die Verfügung, sich auf jeden Fall mit den benötigten Pferden, deren Anzahl sich auf 50 oder 60 erstrecken sollte, gefasst zuhalten, damit nirgends ein Mangel eintreten möge.

Nach kurzer Zeit erreichen wir dann auf der alten Poststraße ...

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Simbach am Inn

Postkutsche bei Simbach am Inn
Alte Simbacher Ansicht

Die Entwicklung des Simbacher Postwesens beginnt anno 1808 in Lengdorf bei Simbach am Inn. Dort war damals im Wirtshaus des Major Christian Sturny die Posthalterei untergebracht. Dieses Wirtshaus gibt es zwar schon lange nicht mehr, die Posthalterstraße erinnert aber noch immer an die ehemalige Station der Postreiter und Postkutschen. Zur gleichen Zeit war in Simbach direkt an der Straße zur alten Innbrücke, heute Innstraße 28, auch eine offizielle Sammelstelle für Briefe eingerichtet worden. Dieses kleine Postlokal des Krämers Josef Aumüller erhielt im Jahre 1828 königlichen Besuch. König Ludwig I. machte auf einer Reise in Simbach Halt, um im Postlokal Aumüller mehrere Briefe zu schreiben. In kürzester Zeit versammelten sich zahlreiche Menschen, um einen Blick auf ihren König zu erhaschen.

Um das Jahr 1879 wurde die Posthalterei nach Simbach am Inn verlagert und dort im Gasthof zur Postam sogenannten „Simbacher Stachus“ untergebracht. Heute befinden sich in diesem Gebäude, Pfarrkirchner Straße 1, verschiedene Geschäftslokale. Mit dem Bau der Bahnstrecke München – Simbach wurde anno 1871 die Postexpedition und die Telegrafenstation im großen Simbacher Grenzbahnhof untergebracht. Allerdings waren die Räumlichkeiten für ein Postamt wohl ein wenig zu klein geraten.

Nachdem die Bevölkerung über mehrere Jahre hinweg zahlreiche Beschwerden eingereicht hatte, kam es 1897 dann endlich zu einer baulichen Erweiterung der Postlokalitäten. 1905 erfolgten Planungen für den Bau des neuen Postamtes auf dem Areal des Bahnhofgeländes, das nach seiner Fertigstellung im Jahr 1906 feierlich eröffnet wurde.

Ein lohnendes Ausflugszielfür Jung und Alt ist die große, renovierte Dampflokomotive, eines der Wahrzeichen Simbachs, vor dem heutigen Postamt am Bahnhofsplatz.

Weiter über die Innbrücke kommen wir auf der anderen Seite nach ...

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Braunau am Inn

Braunau, die historische Handelsstadt am Inn mit ihrem bis heute erhalten gebliebenen, gotischen Charakter, ist zu jeder Jahreszeit eine Reise wert. Und auch sichtbare Zeichen zur Braunauer Postgeschichte sind heute noch leicht auffindbar. Die alte Poststation war am Stadtplatz 9 im ehemaligen Café Post untergebracht. Heute befindet sich in diesem Gebäude die Volksbank Braunau. Gleich nebenan, am Stadtplatz 10, steht ein weiteres geschichtsträchtiges Haus, das Hotel Post, ehemals Gasthof „zum Weinfink“.

In alter Zeit waren diese Lokalitäten Treffpunkt bekannter Persönlichkeiten. So war Familie Schopenhauer Anfang Mai 1803 zu einer zweijährigen Europareise aufgebrochen, die sie entlang der alten Poststraße auch nach Braunau am Inn führte. Hier wurde ihnen von eifrigen Zollbeamten erklärt, dass ihre Pässe ungültig wären. Deshalb mussten sie einen Postreiter beauftragen, der die Pässe nach Wien bringen sollte, um dort die benötigten Unterschriften für eine Weiterreise zu erhalten. In der Zwischenzeit nahmen die Schopenhauers Quartier im ersten Stock des besten Gasthauses, das in Braunau zu bekommen war. Erst sieben Tage später erschien der „Postreiter“ zu Fuß in Gestalt einer älteren Frau in Braunau. Vermutlich hatte der Postmeister, der zugleich auch der Gastwirt der Familie Schopenhauer war, den Postreiter in einen Fußboten umgewandelt, um seine zahlenden Gäste so lange als möglich behalten zu können. Glücklich über ihre wieder gewonnene Freiheit absolvierte die Familie den notwendigen Besuch beim Zollamt, stieg in die Postkutsche und rollte in Windeseile aus der Stadt am Inn hinaus. Ein weiterer Ort mit postgeschichtlichen Verbindungen findet sich in der Poststallgasse. Eine Tafel am Haus 6 erinnert daran, dass hier der Nürnberger Buchhändler Johann Philipp Palm die letzten Tage seines Lebens verbrachte. Am 23. August 1806 brachten französische Gendarmen Palm mit einer Postkutsche in die Stadt am Inn. Zwei Tage später, am 25. August 1806, wurde Palm durch die enge, von Schwibbögen überspannte Poststallgasse zu seiner Gerichtsverhandlung im Saale des Gasthauses „Zum Weinfink“, heute Hotel Post, geführt. Man warf dem Buchhändler die Verbreitung einer franzosenfeindlichen Flugschrift vor und verurteilte ihn zum Tode durch Erschießen. Am 26. August 1806 wurde Johann Philipp Palmvor den Mauern der Festung Braunau hingerichtet. Nicht weit von der Poststallgasse entfernt, in der Altstadt 10, befindet sich das Bezirksmuseum Braunau. Dort sind neben vielen anderen Exponaten zur Stadtgeschichte auch Dokumente und Bilder zu sehen, die an das Schicksal des Nürnberger Buchhändlers Johann Philipp Palm erinnern.

Zurück über den Inn erreichen wir eine weitere alte Postroute, die zwischen Simbach am Inn und Passau verkehrte. Von Simbach stadtauswärts auf der Passauer Straße geht’s nach ...

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Prienbach am Inn

In der Nähe der Straßenabzweigung nach Stubenberg befindet sich an der Poststraße 1 der Gasthof zur Post, die ehemalige Poststationvon Prienbach. Die Poststraße und auch der im Jahr 1910 erbaute Gasthof zur Post erinnern noch immer an das Postwesen aus der Zeit der Reit- und Fahrpost.

Weiter dem Straßenverlauf folgend erreichen wir nach kurzer Zeit ...

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Ering am Inn

Aus dem „Verordnungs- und Anzeigeblatt für die königlich-bayerischen Verkehrsanstalten“ geht hervor, dass am 28. Juni 1861 dem Gastwirthe und Buchbinder Franz Xaver Ezinger da selbst die Postexpedition Ering bei Simbach am Inn übertragen wurde. Am 1. September 1906 wurde das Postlokal in das Anwesen „Gasthof zum Steig“ verlegt. Hier handelt es sich vermutlich um den heutigen „Gasthof zum Steg“ in der Simbacher Straße Nr. 2. Dem weiteren Verlauf der alten Poststraße folgend kommt man am Schloss Ering vorbei. Diese Schlossanlage aus dem 18. Jahrhundert befindet sich in Privatbesitz und kann daher leider nur von außen besichtigt werden.

Nach wenigen Kilometern erreichen wir das nächste ehemalige Postwirtshaus in

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Malching

In der Ortsmitte von Malching, an der Hauptstraße Nr. 33, steht seit alter Zeit das Gasthaus Alte Post, auch „Gasthaus zur Post“ genannt. Im Jahr 1748 wurde dieses zur Poststation der Thurn und Taxisschen Reichspost erhoben. Malching hatte sich im Laufe der Zeit zu einer wichtigen Station mit Postmeisterei und Poststallhaltung entwickelt. So wurde dem Passauer Bischof Heinrich von Hofstätter, der auf seinen Reisen oft im Gasthaus Alte Post einkehrte, ein eigenes „Bischofszimmer“ eingerichtet. Einer Volkssage nach sollen in der sechshundert Jahre alten, verzweigten Kelleranlage Geheimgänge unter den Inn hindurchgeführt haben. Am 28.Oktober 1910 kam der Postillon zum letzten Malin das Gasthaus Alte Post. Mit der Eröffnung der Bahnstation hatten die Postkutschen nun endgültig ausgedient. Im Jahr 2007 waren Stall und Scheune der „AltenPost“ Kulisse für den Kinofilm „Hinterkaifeck“.

Die letzte Station auf unserer Spurensuche führt uns nach

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Kirchham - Tutting

Auch in Tutting gab es bereits, direkt an der alten Poststraße, heute Simbacher Straße Nr. 1, einen im Jahr1856 erbauten Gasthof samt landwirtschaftlichen Gebäuden. Dieser dürfte aber bereits einige Jahre später zu einem Postwirtshaus umgewandelt worden sein. Denn im Jahr 1870 wird im besagten Wirtshaus, „Alte Post“genannt, ein gewisser Martin Bschlagengaul als Gastwirt und Posthalter genannt. Die „Alte Post“ war zu damaligen Zeiten Pferdewechselstation und auch Haltestelle der Postkutsche.

Am Ende unserer Spurensuche werfen wir noch einen kurzen Blick in ein Reisebuch aus dem Jahr 1820, das einige nützliche Ratschläge für Postkutschenreisende parat hält. Hier zeigt sich ganz deutlich, dass in alter Zeit auch die Auswahl eines geeigneten Übernachtungsortes wohlüberlegt sein wollte. In diesem Reisebuch ist Folgendes zu lesen: „Übernachte in einem Wirtshaus nur dort, wo viel Einkehr ist, da ist es am wohlfeilsten, und traue nicht den Anpreisungen des Postillions. Muss man in einem einsam gelegenen Wirtshaus übernachten, sollen an der Türe Schraubschlösser und Nachtriegel angebracht werden, hat man keine, verrammle man die Tür mit Tisch und Stühlen. Um dem Lärm im Wirtshaus zur Abendzeit zu entgehen, verstopfe man die Ohren mit in Baumöl getränkter Baumwolle. Gegen Wanzen helfen walnussgroße Kampferstücke ins Bett gelegt und dieses ist von der Wand wegzurücken. Wenn man ein Naturbedürfnis verspürt, erledige man dies vorsichtshalber auf freiem Felde.“

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