Historische Routen: Flußschifffahrt 

Niedergottsau Biberg Altötting Obernberg Malching Braunau am Inn Simbach am Inn Marktl Neuötting


Als auf dem Inn noch Schiffszüge verkehrten ...

Denkmäler und Heimatmuseen der Städte und Märkte am Inn entlang erzählen aus dieser stolzen Zeit der blühenden Schifffahrt, welche mit dem Aufkommen der Eisenbahn im späten 19. Jahrhundert ihr jähes Ende fand.

Seit dem frühen Mittelalter waren neben den Salzstraßen der Inn und sein Nebenfluss, die Salzach, die wichtigsten Verkehrswege, auf welchen das „weiße Gold“ Salz und Erze vor allem aus Hall in Tirol zum Umschlagplatz Passau und von dort die Donau aufwärts nach Regensburg, abwärts nach Osteuropaund mit Tragtieren über die Säumerwege nach Böhmen verfrachtet wurde. Kaufleute verhalfen durch regen Handel den Innstädten zum Wohlstand. Unmengen von Waren und Menschen wurden auf dem Inn befördert. Stromaufwärts kamen die Schiffszüge, beladen mit Getreide, Wein, Tuchen und anderen Waren, gezogen von Pferden auf den Treidelwegen nur mühsam vorwärts. Die Schiffleute riskierten in abenteuerlicher und schweißtreibender Fahrt auf ihren Zillen (Plätten) ihr Leben, um ihr Brot zu verdienen. Sie brauchten die Hilfe der Muttergottes und der Schifferpatrone St. Nikolaus und St. Nepomuk.

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Altötting

In Altötting finden sich unter den zahlreichen alten Votivtafeln um die Gnadenkapelle einige, welche zum Dank für eine wundersame Errettung aus einem Schiffsunglück beim Salztransport gestiftet wurden.

Nicht jeder Ort durfte Güter, die auf dem Inn befördert wurden, lagern. Neben Rosenheim, Wasserburg, Kraiburg und Mühldorf waren Neuötting, Marktl, Braunau, Obernberg und Schärding dazu berechtigt.

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Neuötting

Ein lohnenswerter Besuch des Stadtmuseums in Neuötting vermittelt einen sehenswerten Einblick in den ehemaligen Salzhandel. Die Salzniederlage, 1340 von Kaiser Ludwig bestätigt, warfür Neuötting, ebenso wie die Getreideniederlage, eine wichtige Einnahmequelle.

Salzhändler aus Hallein und Reichenhall luden hier ihre Waren vom Innschiff auf Wagen um, um sie weiter nach Regensburg und München zu fahren. Der Gasthof „Pallauf“ unterhalb des Neuöttinger Berges war Station und Einstellort für die Treidelpferde.

Schiffmeister Georg Riedl erhielt 1855 die Konzession zum Betrieb der Dampfschifffahrt. Mit Ignaz Mayer (Linz) und Michael Fink (Braunau) gründete er 1857 die Gesellschaft J.G. Riedl & Co. Die Gesellschaft befuhr mit drei Dampfern den Inn und die Donau bis Budapest.

Das Haus des ehemaligen Flussmeisters, der sich um die Uferverbauung und um die Instandhaltung der Treidelwege kümmerte, ist nahe der Innbrücke in Neuötting zu sehen.

Die Schiffe wurden auf den sogenannten Schopperstättengebaut. Die größten Schiffe waren an die vierzig Meter lang und konnten bis zu dreihundert Tonnen Ladung befördern. In Schützing an der Alz wurden seit dem 12. Jhd. Schiffe gebaut. Eine Gedenktafel im Heimatmuseum von Marktl erinnert noch heute an diese Tradition.

Die Kirche in Niedergottsau beherbergt ein großes Votivbild zur Erinnerung an ein Schiffsunglück von 1660 an der Braunauer Brücke.

Der ruhige und ursprüngliche Ort bei Marktl bietet gute Einkehrmöglichkeiten.

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Marktl am Inn

Das als Geburtsort von Papst Benedikt XVI. bekannte Marktl am Inn lag im Herrschaftsbereich der Leonberger Grafen, welche von ihrer ehemaligen Leonberger Burg über dem Inn den Fluss überwachen konnten. Das Ufergelände vom heutigen Marktl bot eine günstige Landungsmöglichkeit für die Schiffe. Ab 1368 war Marktl im Besitz der bayerischen Herzöge.

Das Ortswappen wurde 1447 vom niederbayerischen Herzog Ludwig dem Reichen verliehen. Der Schifferhaken ist das Sinnbild für die einst so bedeutsame Schifffahrt. 

Marktl war Mautstation und es wurde Brückenzoll erhoben. Fresken am Rathaus, am Marktplatz und in der Unteren Bräugasse erinnern an die ehemalige Blüte der Schifffahrt. Das Marktler Heimatmuseum birgt großartige Objekte aus dieser vergangenen Zeit. (Öffnungszeiten: Tourist-Info, Tel 08678 748820)

Das idyllische Kirchlein am steilen Flussufer im Ortsteil Bergham, ursprüngl. 12. Jhd., Ende 1523 erweitert, ist dem Schiffer-Patron St. Nikolaus geweiht.

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Kirchdorf am Inn

Kirchdorf am Inn war seit jeher eng mit dem Fluss verbunden. Viele Tagwerker und Bauern verdienten ihr Geld bei der Innschifffahrt. Die Hofstelle „Schopper“ nahe Gstetten (am Gestade) – Bergham weist auf ehemaligen Schiffsbau hin, Haus-Nr.6, „Förg“ in Kirchdorf auf einen Schiffsmann.

Durch die Eindämmung des Inns liegt die frühere Lände beim Hubergut zu Ölling weitab vom Fluss. Die einstige gräfliche Brauerei im zum Teil noch erhaltenen Edelsitz in Ritzing transportierte auf dem Wasserwege Bier, Gerste, Hopfen, Holz, Baustoffe und viele andere Waren.

In Kirchdorf wurde über Jahrhunderte hinweg bis ca. 1930 ein Schiffleutejahrtag des Nikolaibundes abgehalten. Mitglieder waren auch Braunauer und Burghauser Bürger. Mittelpunkt war die Kirche Maria Himmelfahrt.

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Simbach am Inn

Das Heimatmuseum in Simbach am Inn beherbergt sehenswerte Exponate zum Schiffsbau, zum Treidlerzug und zur Uferverbauung. Ein besonderes Kleinod ist der originale Schifferaltar, welchen die Schiffer auf ihrer gefährlichen Fahrt mit sich führten. An der Innbrücke, bei der imposanten Skulptur des Flussgottes „Aenus“ am ehem. Zollhaus, findet sich ein Steinrelief, ein beladenes Boot darstellend.

Im Rathaussaal erinnert ein 1912 gestaltetes Glasfenster an die frühere Schifffahrt.

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Braunau

Die Stadt bekam schon 1383 das Privileg der Salzniederlage. Hier wurde auch Brückenmaut erhoben. Im ehem. Gasthaus „zum Nussgarten“ findet sich ein großes Fresko von Franz Lukas einen Schiffszug darstellend. Derselbe Maler schuf auch ein Sgraffitoan der Fassade des Hauses am Stadtplatz Nr. 15.

Im Heimatmuseum, in der Joh. Fischer-Gasse, sind neben verschiedenen originalen Gegenständen aus der früheren Salzschifffahrt auch Modelle der Schiffe zu sehen.

Besonders bedeutsam war in Braunau die Schiffmeister-Dynastieder Familie Fink. Bis zum Ende der Innschifffahrt waren aus dieser Familie Schiffsbauer und Handelsherren am Werk. Michael Fink d.Ä., geb. 1758 in Oberaudorf, Bayern, gest. 1841, sein Sohn Michael jun. und auch Brüder aus dieser Familie erwirtschafteten sich durch Schiffsbau und Handel auf dem Inn bis Tirol und in die fernen Ostländer aber auch durch Kontakte zu den großen Machthabern seiner Zeit und durch mutiges Agieren in der napoleonischen Kriegszeit einen ansehnlichen Reichtum. Das Enknachgelände, wo die Finks einst bis zu 200 Schiffe im Jahrbauten, heißt heute noch „Schopperstadt“. 

Flussabwärts treffen wir auf die uralten Schiffersiedlungen Urfahr (Überfahrt oder Ausfahrt) und Biberg (bei der Burg, hier beim Keltenwall – Rest desselben noch erhalten) bei Malching.

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Malching

Die dortigen noch gebräuchlichen Hausnamen Schopper und Hacker (beim „Hackerbock“– Biberg Nr. 9, ehem. kleine Werftanlage) belegen einen einstigen lebhaften Handels- und Schiffsverkehr. In der Neuzeit erlebte der Inn-Schiffsverkehr den Höhepunkt seiner wirtschaftlichen Blüte.

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Obernberg

Die „Nauflezergilde“ von Obernberg – eine Schiffer – Gemeinschaft (Zeche), reicht mit ihrer Tätigkeit bis tief ins Mittelalter zurück. Auf dem Marktplatz ist noch das Schiffmeisterhaus des ehem. Schiffmeisters Nikolaus Oberndorfner mit dem Rokoko-Stuck von Joh. Baptist Modler zusehen. Im Heimatmuseum sind Bilder, Schiffsmodelle, Prozessionsstangen, die ehemalige Fahne der „Nauflezer“ und anderes ausgestellt. Besonders bedeutsam war für die Schiffsleute die Nikolai-Kirche am Vormarkt. Sie war ein Heiligtum der Salzschiffer, die auch für die Erhaltung sorgten.

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